Wellfleisch

 

In Dorfgasthäusern bekommt man auch heute noch beim „Schlachtfest“ Wellfleisch mit Kraut. Es sind meist gepökelte und geräucherte Bauchfleischstücke. Das ist nicht das, was ich in meiner Erinnerung als „Wellfleisch“ bewahrt habe. Beim häuslichen Schlachtfest wurden der Schweinekopf und die ausgebeinten Knochen ebenso wie jene Fleischstücke, die in die Wurst kamen, im großen, gemauerten Kessel in der Waschküche gekocht. Das kernig gesottene Fleisch wurde von den Knochen gelöst und zum zweiten Frühstück mit Salz und Pfeffer, Kraut und Brot gegessen. Besonders schmackhaft war das Backenfleisch vom Kopf.
Sie kaufen sich Schweinsköpfe und Pfoten und kochen sie in einer Würzbrühe (siehe Solperfleisch). Was dann nicht als Wellfleisch gleich verzehrt wird, kann zu einer phantastischen Sülze weiterverarbeitet werden. Die Kochbrühe ergibt eine Suppe, beim Schlachtfest Wurstsuppe genannte. Ihren Namen verdient sie dann besonders, wenn Leber- und Blutwurst mitgekocht wird. Genießer stechen die Würste nach einiger Zeit an, damit das Gute in die Suppe zieht. Genossen wird sie sehr heiß, und obendrauf gehören hauchdünn geschnittene Brotscheiben. Die Qualität der Wurstsuppe erkennt man daran, dass sie in kaltem Zustand völlig geliert und wie Götterspeise wabbelt.